Tokio ist riesig. Das macht so ne Einwohnerzahl, die man schnell mit dem Handy ergoogelt, gar nicht anschaulich. Es ist wie eine randvolle Badewanne. Und dann steigt man selbst noch rein.
Kreuzungen sind so groß wie in Köln ganze Veedel. Springen die Fußgängerampeln – wie etwa auf der Alle-gehen-Kreuzung in Shibuya – auf Grün, überqueren zehntausende Menschen die achtspurigen Straßen, die übrigens fast ausnahmslos von Fahrzeugen ohne Hupe befahren werden. Angenehm, sorgen doch bereits die vielen überfüllten Manga- und Anime-Läden, an Laternen angebrachte Lautsprecher, aus denen Phantasialand-Musik dröhnt sowie vor Büdchen herumliegende Megaphone, über die eine männliche Stimme entweder immer wieder vor einer Katastrophe warnt oder die Lottozahlen in Dauerschleife vorliest, für einen konstanten Lärmpegel.
Auch Bahnhöfe sind exorbitant groß. Ein Kölner Hauptbahnhof mit seinen lächerlichen elf Gleisen wird hier schnell mal verdoppelt – und ist dabei noch längst kein Hauptbahnhof.
Trotz dieser Flut von Menschen und der Tatsache, dass es in der gesamten Stadt kaum einen Mülleimer gibt, ist es mit Abstand die sauberste Stadt, die ich bisher gesehen habe. Um eine Kippe oder einen fertig gelutschten Kaugummi auf der Straße zu finden, muss man sich schon ordentlich ins Zeug legen. Sowieso hat hier alles seine Ordnung, an die sich jeder hält. Arbeitsplätze auf Baustellen etwa sind aufgeräumt – zumindest so gut es geht – und uniformierte Aufpasser mit Fluglotsen-Lichtschwertern sorgen dafür, dass Baustellenfahrzeuge rein- und rauskommen. Dafür halten sie auch gerne Fußgänger und Straßenverkehr auf.
Auch Baustellen, die mit bunten Plastikhasen-Absperrungen, Rundumleuchten und Polizisten-Pappaufstellern mit winkenden Händen jedem Autofahrer bereits Kilometer vorher signalisieren, dass da für 20 Meter ne Spur gesperrt ist, weil ein Fahrer gerade zwei Säcke Zement von seinem Laster ablädt, werden von den freundlichen aber bestimmten Hilfssheriffs bewacht. Weiteres Beispiel: An U-Bahnen und Zügen wartende Pendler stellen sich entlang einer Linie auf, lassen erst aussteigen und steigen dann selbst ohne Gedrängel und Pöbelei nacheinander in die vollbesetzten Schienenfahrzeuge ein.
Was im Untergrund von Tokio so los ist, wie viel das frischeste und beste Sushi am Fischmarkt kostet und warum hier so viele Menschen Atemschutzmasken tragen, steht auf der zweiten digitalen Postkarte, die bald ankommen sollte.